Die Wi-Wa-Weidezeit: Fluch und Segen des matten Grüns

Die Wi-Wa-Weidezeit: Fluch und Segen des matten Grüns

Was ist es doch schön seine Pferde draußen auf der Weide zu sehen. Aber guckt man genauer hin, ist nicht alles so schön anzusehen...

Ein Weidebesitzer weiss vielleicht wovon ich rede. Eine Wiese bringt so einiges mit sich. Nicht nur Lebensraum für Pferde und Rinder, sondern auch für Pflanzen und Kleinstlebewesen. Die meisten heimischen Pflanzen auf unserer Wiese sind unbedenklich für die Vierbeiner. Andere hingegen sind hochgradig giftig! Immer lauter wird man schon seit Jahren über das "Jakobskreuzkraut". Und das nicht nur in Deutschland!

Krise im Paradies

In Deutschland gibt es ca. 25 von weltweit rund 1.200 vorkommenden Arten von Kreuzkraut, die alle mehr oder weniger stark giftig sind  - nicht nur, aber vor allem auch für Pferde. Das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaea) zählt zu den giftigsten Vertretern seiner Art. Es produziert so genannte Pyrrolizidinalkaloide. Diese können bei dauerhaftem Genuss bereits in relativ geringen Dosen die Leber schädigen und zu Verdauungsproblemen führen. Als Spätfolge droht dann Leberkrebs. Größere Mengen können direkt einen tödlichen Leberschaden auslösen. Das Ende vom Lied ist meist der Tod. Bei Mensch, Pferd, Rind,…

Daher: Kümmern sie sich nicht nur um ihr Tier, sondern auch um ihre Weide! Kontrollieren Sie die Grünfläche. Das Jakobskreuzkraut wird zwar meist von den Tieren nicht gefressen, aber bei Überweidung, Futtermangel oder hohen Tierbestand (vor allem Jungtiere) ist keine Garantie dafür gegeben, dass nicht doch mal an der Pflanze geknabbert wird! Zu allem Übel ist sie auch im trockenen Zustand giftig. So kann sie sich in Silage oder Heu auch noch in den Stall einschleichen!

Was nun?

Wichtig ist, zu handeln, sobald die ersten Pflanzen auf einer Wiese oder Weide auftauchen, um eine großflächige Ausbreitung zu verhindern. Beim Jakobskreuzkraut lässt sich durch rechtzeitiges Mähen zweimal pro Jahr die Samenbildung und damit die Ausbreitung verhindern. Beim Wasserkreuzkraut ist Mähen jedoch wirkungslos, weil es bereits zwei bis drei Wochen danach wieder blüht. Erfolgreich ist hingegen das Ausstechen oder Ausreißen der Pflanzen, oder - als letzte Maßnahme - die Behandlung mit einem Herbizid.

Um eine dauerhafte Kontrolle zu erreichen, muss die Behandlung über mehrere Jahre konsequent wiederholt werden. Wird dies versäumt, können in den Folgejahren immer wieder neue Pflanzen aufwachsen, Samen bilden und sich ausbreiten. Grund dafür ist, dass Kreuzkräuter im Boden eine grosse Samenbank aufbauen können. Eine Pflanze des Wasserkreuzkrauts bildet pro Jahr mehrere hundert Samen, das Jakobskreuzkraut gar mehrere tausend. In der Erde bleiben die Samen auch noch nach zehn Jahren keimfähig.

Merke:

Pflegen Sie Ihre Weiden. Halten Sie Ausschau nach giftigen Pflanzen auf und im Umfeld der Wiese. Unbedingt fern zu halten sind Pferde von Jakobskreuzkraut, Fingerhutgewächsen, Adonisröschen, Bilsenkraut, Herbstzeitlose, Maiglöckchen, Liguster, Schöllkraut oder Schierling.

Nicht das noch...

Andere Tücken bringt die Weidehaltung leider auch noch mit: das alte Thema "Hufrehe". Jung und Alt, Klein und Groß kann es treffen. Auch immer wieder ein Thema in vielen Pferdezeitschriften oder Foren im Internet. Hier heißt es dann wieder: achten Sie auf Ihr PFERD AUF der Wiese, sodass das Krankheitsbild gar nicht erst auftritt! Denn wie heißt es dann vom Tierarzt: "Einmal Rehe, immer Rehe!"

Aufatmen

Nach diesem Schock muss man sich erstmal erholen: es gibt natürlich auch mehr als nur einen positiven Grund FÜR die Weidehaltung!

Vor allem im Sozialverhalten des Pferdes zeigt sich: es ist und bleibt ein Herdentier! Ob nun eine Stutenherde mit Fohlen, die Youngstars unter sich, "Rentner", Freizeit- oder Sportpferde. Ganz egal, Studien beweisen, dass sich Pferde in Herden (auf der Weide!) doch am wohlsten fühlen. Hier sind sie ausgeglichen und können ihren natürlichen Verhalten nachgehen, wie Fellpflege mit Artgenossen, gemeinsames fressen oder herumgaloppieren und wälzen. Sie können halt mal das machen wozu sie Lust haben! Wer will das denn auch nicht! ;-) Außerdem ist es doch immer ein schöner Anblick seine Lieblinge mit voller Lebenslust herumbocken zu sehen. So manches Omchen erlebt auf einer schönen grünen Wiese nochmal einen 2. Frühling! Und für die Stars von morgen bietet sie perfekten Nährboden, um mal groß und stark zu werden!

Und nebenbei bemerkt:

Wer Wiesen, Weiden oder Brache erhält, tut sogar noch was für den Naturschutz! Denn hier wird vielen unterschiedlichen Tier- und Pflanzenarten ein Habitat geboten. Sogar Rote Liste- Arten sind oftmals zu finden, wie zum Beispiel einheimische Orchideenarten, bunte Tagfalter oder Vogelarten wie Storch und Kiebitz. Auch Bienen werden Blütepflanzen zum Nektar sammeln geboten. Sie sind ebenso auf Grünflächen angewiesen wie unsere Vierbeiner. Solange wir ein Auge drauf haben was giftig ist und was nicht oder was vielleicht zu viel des Guten sein könnte.

Da "Grün-Sein" heutzutage auch immer beliebter wird ( auch auf den deutschen Tellern) ist das doch eine tolle Sache. Die Sache mit der Beweidung/ Weidewirtschaft! I LIKE ! ;-)

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