DRUSE im Umlauf !!!
Aus aktuellen Anlass möchten wir Sie darauf aufmerksam machen, dass die hochansteckende Infektionskrankheit "Druse" in der Region Hannover ausgebrochen ist!
Über aktuelle Medien wurde berichtet, dass die ansteckende Atemwegserkrankung Druse in der Region Hannover ausgebrochen ist. Daher möchten wir Ihnen kurz einige Informationen und Ratschläge geben, um die Weiterverbreitung zu verhindern!
Allgemein
DRUSE wird durch Bakterien der Spezies Streptococcus equi sub. equi verursacht. Klinisch äußert sich die Infektion vor allem als eitrige Entzündung der Lymphknoten. Vorrangig sind dabei die Lymphknoten im Kopfbereich, also die Kehlgangs- und Rachenraumlymphknoten betroffen. Abhängig von der Lokalisierung der entzündeten Lymphknoten kann eine Vielfalt klinischer Symptome (s.u.) auftreten. Die Druse ist weder anzeige- noch meldepflichtig, daher werden bei Ausbruch der Erkrankung in einem Bestand auch keine amtlichen Maßnahmen zur Bekämpfung ergriffen. Somit sind Reiter und Pferdebesitzer selbst dafür verantwortlich auf die Krankheit aufmerksam zu machen oder ihren Stall unter Quarantäne zu setzten! Da es sich um einen hoch ansteckenden Erreger handelt ist ein koordiniertes Eingreifen im Sinne Aller! Vor allem junge Pferde zwischen dem ersten bis 5. Lebensjahr sind von der Krankheit betroffen, daher wird sie auch oft als "Kinderkrankheit" bezeichnet. Allerdings sollte man das nicht verallgemeinern, auch ältere Pferde können sich mit dem Erreger infizieren und ihn weitergeben. Mit oder ohne Symptomatik.
Der Erreger
Strep. equi equi ist ein in der Umwelt nicht natürlich vorhandenes Bakterium, welches aber zwischen 4 Tagen (Erde) und 8 Wochen (Wasser) in der vom Ausscheider kontaminierten Umgebung überleben kann.
Die Verbreitung von Pferd zu Pferd ist vor allem durch den direkten Kontakt (v.a. Maul und Nase) oder über sogenannte Träger (Pflegepersonal, Gegenstände wie Wasserkübel, Futtertröge, Gebisse etc.) möglich. Die individuelle Empfindlichkeit eines Pferdes für die Infektion ist sehr variabel.
Faktoren, die die Infektion des einzelnen Tieres fördern oder erschweren können, sind der aktuelle Status des Immunsystems (Alter, andere Erkrankungen, aktuelle Impfungen, etc.), die Anzahl der Bakterien in der Umgebung des Tieres sowie eine mögliche Immunität, die bei einem eventuellen vorherigen Kontakt mit dem Bakterium ausgebildet wurde. Bei 2 -10 % der betroffenen Tiere eliminiert das Immunsystem den Erreger nicht gänzlich, sondern die Bakterie zieht sich in die Luftsäcke eines Pferdes zurück und wird von dort aus gelegentlich in kleinen Mengen ausgeschieden. Sie nehmen im Bestand eine Reservoirfunktion ein, somit kann sich die Druse über diese Träger lange im Bestand manifestieren. Neuankömmlinge im Bestand, deren spezifische Abwehr sehr niedrig ist, werden dann schnell infiziert.
Symptome
Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 10 Tagen entwickeln sich klinische Symptome. Zu diesen gehören grünlich- gelber Nasenausfluss, Fieber (bis 40,0- 41,5°C), Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit, Husten und Schwellung der Lymphknoten im Kopfbereich (Unterkiefer, Ganaschen).
Die Lymphknoten sind das Zielorgan der DRUSE-Bakterien und füllen sich als Reaktion auf den Kontakt mit dem Erreger mit Eiter. Nach einer gewissen Zeit platzen die geschwollenen Lymphknoten auf und der Eiter entleert sich. Die Lymphknoten im Kehlgangs- Bereich können sich jedoch auch in den Luftsack entleeren und einen eitrigen Nasenausfluss verursachen. Der Eiter und die über die Nase ausgeschiedenen Sekrete sind sehr stark erregerhaltig, so dass die Krankheit in diesem Stadium schnell auf andere Pferde übertragen wird. Ansteckend ist die Krankheit schon vom ersten Tag an, auch wenn noch keine sichtbaren Symptome nachweisbar sind!
Variationen und Komplikationen des Krankheitsbildes
Die Lymphknoten können so vergrößert und schmerzhaft sein, dass der Kehlkopf und die Luftröhre verengt werden und die Pferde an Atemnot leiden. Erkrankte Pferde halten oft Kopf und Hals gestreckt, um die luftführenden Atemwege zu entlasten.
Pferde, die bei Ausbruch der Erkrankung in einem Bestand zuvor schon Erregerkontakt hatten und dabei eine (teilweise) Immunität ausgebildet haben, zeigen oft einen leichteren Verlauf mit Fieber und geringem Nasenausfluss, ohne Abszesse der Lymphknoten zu entwickeln. Mit einer solchen Verlaufsform kann der Erreger oft unerkannt in neue Bestände eingeschleppt werden oder aber Neueinsteller oder Neuankömmlinge im Bestand infizieren.
In wenigen Fällen besiedeln die DRUSE- Bakterien auch Brust- und Bauchhöhle oder das Gehirn, woraus entsprechende Komplikationen resultieren. Diese Erkrankungen werden als „metastatische DRUSE“ bezeichnet und können zum Tod des Tieres führen.
Die DRUSE verursacht in wenigen Fällen durch eine Immunkomplexreaktion im Pferdekörper auch die sogenannte Blutfleckenkrankheit (Morbus maculosus), welche durch Schwellungen an Kopf und Beinen sowie Kreislaufstörungen mit Todesfällen gekennzeichnet ist.
Erste Maßnahmen
Sollte ein Pferd in Ihrem Stall betroffen sein, können Sie helfen die Weiterverbreitung zu verhindern, indem Sie sich wie folgt verhalten:
Versuchen Sie eine Quarantäne- Zone zu schaffen, indem Sie für das erkrankte Pferd eine separate Box, eigenes Futter, extra Eimer etc. zu Verfügung stellen. Der Kontakt zu anderen Pferden sollte unbedingt vermieden werden (Trennwände). Vor der Box des infizierten Pferdes sollte eine Desinfektionswanne stehen, damit der Erreger nicht passiv (d.h. über Menschen, die die Box des Pferdes betreten haben) über den Hof verteilt wird. Zusätzlich sollten Kleidungswechsel und eine gründliche Hände-Desinfektion nach jedem Kontakt mit dem Pferd erfolgen. Da der Erreger über Wochen in der Außenwelt überleben kann, sind alle Gegenstände, die kontaminiert sein könnten, laufend zu desinfizieren. Zusätzlich sollte bei allen anderen Pferden im Stall täglich Fieber gemessen werden, um rechtzeitig weitere Erkrankungen zu erkennen und Isolations-und ggf. Behandlungsmaßnahmen zu ergreifen.
Diagnose und Behandlung
Die typischen klassischen Symptome, das Auftreten bei Fohlen und jungen Pferden, sowie der meist seuchenhafte Verlauf in Zuchtbeständen erlauben eine klinische Verdachtsdiagnose. Die bakteriologische Untersuchung (Erregerkultur) mit PCR (direkter Erregernachweis) ist unerlässlich. Hierfür sind Nasentupferproben oder Spülpproben aus den Nasengängen (10- 15cm vom äußeren Nasenloch) oder Eiter von Lymphknoten, der aseptisch entnommen wurde, geeignet.
Die Behandlung der DRUSE ist nach wie vor umstritten. Allgemein anerkannt ist die Position, dass eine antibiotische Behandlung meist nicht gerechtfertigt ist, wenn das Tier klinisch nicht schwer erkrankt ist, die Atemwege nicht eingeengt sind und es schon zur Abszess- Bildung gekommen ist. Bereits bestehende Abszesse können aufgrund der Abszesskapsel durch das Antibiotikum nicht mehr erreicht werden. Eine aggressive antibiotische Therapie mit Penicillin für 7-10 Tage kann im frühen Stadium der Infektion (Fieberphase, noch keine Abszedierung der Lymphknoten) der Infektion und der Weiterverbreitung des Erregers entgegenwirken. Diese Tiere entwickeln dann allerdings nur eine geringe Immunität.
Die strikte Einhaltung von Hygiene- Protokollen und die konsequente Isolierung erkrankter Pferde und Ausscheider sind fundamentale Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung!
Die Ausscheidung der Erreger endet nicht mit überstandener Erkrankung. Bis zu drei Wochen über das Ende der klinischen Symptome hinaus werden Bakterien mit dem Nasensekret ausgeschieden. Im Einzelfall kann die Ausscheidung aber auch bis zu 36 Monate nach Ende der Erkrankung erfolgen.
Dies ist bei den Tieren, die eine chronische Luftsackentzündung im Rahmen der DRUSE-Erkrankung entwickelt haben, der Fall. Kleine Mengen an DRUSE- Bakterien verbleiben im Luftsack ohne klinische Symptome zu verursachen, werden jedoch intermittierend ausgeschieden und können so die Weiterverbreitung ermöglichen. Daher sollte in regelmäßigen Abständen weiterhin kontrolliert werden, ob der Erreger durch das betroffene Pferd weitergegeben kann.
Die DRUSE- Bakterien lassen sich von den üblichen Desinfektionsmitteln sehr gut abtöten und werden in der Umgebung rasch von Bodenbakterien inaktiviert. Auf der Oberfläche von Gegenständen oder an nassen, feuchten Orten können sie allerdings einige Zeit überleben (bis zu 48 Tage). Im Allgemeinen sollte eine Koppel für mindestens einen Monat nicht benutzt werden.
Das Wichtigste in Kürze:
o Bei Druse- Verdacht den Tierarzt verständigen, die Diagnose sichern (Kultur und PCR)
o Erkrankte Pferde unverzüglich isolieren: kein direkter und indirekter Kontakt zu anderen Pferden, Desinfektionsmatten und Einmalhandschuhe vor der Box bereitstellen
o Tägliche Temperaturkontrolle aller Pferde des Bestandes, bei Auftreten von Fieber Pferde isolieren und das weitere Vorgehen mit dem Tierarzt absprechen
o Betreuung gesunder und erkrankter Pferde durch verschiedene Personen; falls dies nicht möglich ist, zuerst gesunde, dann erkrankte Pferde versorgen
o Wechsel der Kleidung und Händedesinfektion nach jedem Kontakt mit erkrankten Pferden
o Kein Zugang betriebsfremder Personen, Hunden und Katzen zu isolierten Stallbereichen
o Nur als „gesund“ getestete Pferde (s. o. ) in andere Bestände verbringen